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Die
literarische Epoche Hochmittelalters
(1170-1270) - eine Werkauswahl
Unter der Regierung Friedrich Barbarossas
(1152-1190) und der Machtentfaltung des staufischen Kaisertums
emanzipierte sich die weltliche Literatur von der geistlichen und schuf
ihr eigenes Genre auf hohem Niveau. Während die Kirche durch Aneignung
weltlicher Stoffe ihre literarische Vormachtstellung zu behaupten suchte,
bildete sich eine höfisch-ritterliche Formkultur heraus, die die Mittel
der Metrik geschickt einsetzte. Die Werke der Vergangenheit wurden nicht länger
gepflegt. Neue Inhalte und neue Formen boten dem höfischen Publikum ein
hohes Maß an Unterhaltung und Bildungsgenuss. Literatur und Kultur galten
als höfische und nicht mehr als kirchliche Domäne. Es war die Blütezeit der
mittelhochdeutschen Dichtung. Die Kreuzzüge eröffneten auch Einblicke in
fremde Kulturen und ließen gleichzeitig den Wert der eigenen abendländischen
Kultur erkennen. Die vielen zusammengeführten internationalen
Ritter, vormals vereint durch die Vorstellung christlicher Askese, nunmehr
selbstbewusst als Angehörige des Adelsstandes, unterwarfen sich nicht länger
den kirchlichen Würdenträgern, sondern huldigten auch der Lebensfreude.
Die meistens unfreien Lehnsträger waren durch die Kreuzzüge und ihre
kriegerische Tüchtigkeit aufgestiegen. Als Ministeriale bei Hofe
zahlten sich ihre Bemühungen aus und das Ideal der Ritterschaft wurde
lobend besungen. Die meisten höfischen Dichter gehörten dem Stand der
Ministerialen an. Das höfische Ethos enthält Lebensideale und
Tugendvorstellungen, die dem Publikum stets von neuem ins Gedächtnis
gerufen werden mussten, um sich selbst zu erhöhen und die Gewaltfreiheit
bei Hofe zu garantieren. Denn im höfischen Beieinandersein treffen
jeweils waffenfähige und Ruhm- und Ehre verteidigende Ritter auch als
potentielle Gegner aufeinander, die nur durch die höfischen
Umgangsformen, der Abstraktion ihrer eigenen Belange zum Wohle des
Adelsstandes als Gruppe harmonisch nebeneinander agieren können. Die
Minnelyrik und -epik zeigt dabei ebenfalls das Ideal des höfischen
Miteinanders zwischen den Geschlechtern. Auch in der weltlichen Literatur
werden geistliche Themen und Tugenden einbezogen, ohne aber zu überwiegen.
Tugenden wie mâze (Maß halten), zuht (Selbsterziehung), hoher
muot (Hochgestimmtheit), froide (Freude), êre (Ehre), triuwe
(ritterliche Treue zum Lehnsherren), staete (Beständigkeit) und milte
(Milde) waren unabdingbar mit dem Funktionieren der höfisch-ritterlichen
Gemeinschaft verbunden. Die Frauen, die sich bei Tische immer zwischen die
Männer setzen mussten, "erzogen" die Ritter dazu, ihre
Tugenden auch stets zu bewahren.
Wiederum kam der Einfluss bezüglich der
epischen Inhalte (Artus, Gral, Tristan) und der vorzutragenden Form aus
Frankreich. So waren die französischen Höfe Vorbilder für die später
auch in Deutschland etablierten höfischen Kulturzentren. Der fürstliche
Herr wurde zum Auftraggeber, Mäzen und Gönner des dichtenden Sängers,
der im Gegensatz zu den Rittern gebildet war, lesen und schreiben konnte.
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DichterInnen
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und
ihre Mäzen
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Walter von der
Vogelweide
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Otto IV. von
Braunschweig, Hermann von Thüringen, Leopold VI. , Philipp von
Schwaben, Friedrich I., Friedrich II., Dietrich von Meißen,
Leopold VII. von Babenberg in Wien, Wolfger, Bischof von
Passau und später Aquileja
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Wolfram von Eschenbach
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Hermann von Thüringen
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Hartmann von Aue
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Berthold V. von Burgund
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Heinrich von Veldeke
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die Herren von Loen,
Hermann von Thüringen
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Heinrich von Morungen
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Dietrich von Meißen
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Dichter des
Nibelungenliedes
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Wolfger, Bischof von
Passau und später Aquileja
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Reinmar von Hagenau
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Leopold VI., Friedrich
I., Leopold VII. von Babenberg in Wien
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Thomasin von Zerclaere
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Wolfger, Bischof von
Passau und später Aquileja
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Burkart von Hohenfels
|
König Heinrich VII.
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Gottfried von Neifen
|
König Heinrich VII.
|
Ulrich von Winterstetten
|
König Heinrich VII.
|
Die höfische Dichtung gab
einem Ideal Ausdruck und versuchte diesem auch sprachlich gerecht zu
werden. Die Zeitgenossen lobten vor allem Hartmann von Aue wegen seiner
schönen Worte, so dass er als Vorbild galt. Die metrische Form des höfischen
Epos bestand aus vierhebigen Reimpaaren. Daneben steht die strophische
Form der Helden- und Volksepen, die im Hochmittelalter episiert wurden so
wie beispielweise das Nibelungenlied (um 1200), Kudrun (1230/40),
oder die Dietrich-Epik (1230/1300).
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DichterInnen |
Bekannte
Daten
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Werke
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Gottfried von Straßburg
|
lebte wahrscheinlich in
Straßburg
|
Tristan und Isolt
(um1210)
|
Hartmann von Aue
|
geb. um 1168, gest. um
1210
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Minnelieder
(seit 1180), Erec (1180/85), Gregorius (1187/89), Der
arme Heinrich (um 1195), Iwein (um 1200)
|
Heinrich von Morungen
|
gestorben um 1222
|
Minnelieder (seit
1180)
|
Heinrich von Veldeke
|
Mitte 12. Jh. bis Anfang
13. Jh.
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Minnelieder,
Eneid (1170-90)
|
Konrad von Würzburg
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geb. um 1220/1230, gest.
31.08.1287
|
Herzmaere,
Der Welt Lohn (1255/60), Engelhard (vor 1270)
|
Mechthild von Magdeburg |
geb. um 1207, gest. um
1282
|
Das fließende Licht
der Gottheit (1250/82)
|
Neidhart von Reuental
|
geb. um 1180, gest. um
1250
|
Lieder
(seit 1210)
|
Reinmar von Hagenau
|
geb. um 1160/70, gest.
um 1210
|
Minnelieder
(seit 1185)
|
Rudolf von Ems
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starb um 1254
|
Wilhelm von Orlens
(nach 1235), Alexander (um 1245)
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Thomasin von Zerclaere
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ital. Geistlicher,
adliger Herkunft
|
Der welsche Gast (1215)
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Ulrich von Lichtenstein
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geb. um 1200, gest. 1275
|
Frauendienst
(1255)
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Ulrich von Zatzikhoven
|
geb. in Zätzikon
(Schweiz)
|
Lanzelet
(1195/1200)
|
Walther von der
Vogelweide
|
geb. 1168,
gest. wahrscheinl. 1228
|
Lieder gegen Reinmar
den Alten (Hagenau/ seit
1197), Politische Spruchdichtung (1198-1227), Lieder der
"ebenen" Minne (seit ca. 1210), Kulturkritische
Gedichte (seit ca. 1218), Kreuzlieder (1227/28)
|
Wernher der Gärtner
|
wahrscheinl. Ritter aus
dem Innviertel
|
Meier Helmbrecht
(1250/80)
|
Wirnt von
Grafenberg
|
ostfries. Ritter
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Wigalois
(1202/05)
|
Wolfram von Eschenbach
|
geb. um 1170, gest. 1220
|
Minnelieder
(1200/05), Parzival (1200/10), Willehalm (um 1215), Titurel
(nach 1215)
|
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Eine
Einteilung in Literaturepochen scheint zuweilen für
einige Werke und Autoren einengend und kann
deshalb nur ungenau erfolgen. Ebenso erheben wir
keinen Anspruch auf Vollständigkeit bezüglich
der genannten DichterInnen, AutorInnen und ihrer
Werke. Unser Anliegen kann nur ein grober Abriss
der in der Literaturwissenschaft üblichen Maßstäbe
sein.
Quelle:
H-A. und E. Frenzel,
Daten deutscher Dichtung, Bd. I und II, Köln 1979
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