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Die
literarische Epoche der Renaissance
(1470-1600)
(Reformationszeit und Humanismus) - eine Werkauswahl
Geschichtliche Ereignisse wie die
Eroberung Konstantinopels durch die Türken, die daraus resultierende
Flucht griechischer Gelehrter nach Italien, die Entdeckung Amerikas, die
Reformation Martins Luthers, der Zerfall der Stände und der Bauernkrieg
kennzeichneten auch die literarische Entwicklung. Der Begriff "Renasissance"
- trifft er auch in der Malerei zu - ist literarisch nicht ohne
weiteres auf alle Schriften anwendbar. Die Literatur des 16. Jhs. weist
noch stark spätmittelalterliche Züge auf und erfüllte, soweit sie in
deutscher Sprache verfasst wurde, hauptsächlich erzieherische Zwecke.
Doch auch die vom Humanismus geprägten Dichtungen verfolgten ethische,
didaktische und repräsentative Ziele und wurden hauptsächlich in den
neu erschaffenen Schultheatern aufgeführt, auch um die Schüler an die
lateinische Sprache zu gewöhnen. Satiren, Narrenspiele, Streitgespräche,
Schwänke und Novellen dienten eher der volkstümlichen Unterhaltung.
Die Stücke waren darauf ausgerichtet, beim Zuhörer Spannung auszulösen.
Dies gelang, weil die Geschichten nun nicht mehr wie im Mittelalter
bekannt waren. Da die Aufführungen immer aufwendiger wurden, erfand
man neue Bühnenformen wie die Terenz- und die Badzellenbühne. Daneben
bildete sich eine Literatur der Pamphlete, Forderungskataloge, Thesen,
Veröffentlichung revolutionärer Schriften wie z.B. die Briefe des
Italieners Cola di Rienzi (1313-1354) heraus. Es ging in der Literatur
hauptsächlich um kirchliche und politische Reformen. Neu war das von
Luther erschaffene protestantische Kirchenlied.
Der Begriff Renaissance für diese Epoche
wurde zuerst vom französischen Kunsthistoriker Jules Michelet
(1798-1874) angewandt. Bereits Dante (1265-1321) strebte ein
Weltkaisertum des Friedens und der Reinheit des Geistes, des Guten im
Menschen an. Petrarca (1304-1374) verlieh in seinen Gesängen dieser
Sehnsucht ebenfalls Ausdruck. Später jedoch spalteten sich die "reformatio"
und die "rinascita" in eine kirchliche und in eine weltliche
Bewegung auf. In der römischen Antike schien der Mensch in seiner
"humanitas" am weitesten entwickelt. Neben der nationalen
Selbstbesinnung in Italien, mit der die Ausrichtung zur Antike
einherging, wuchs der Widerstand gegen französische und deutsche
Okkupanten im Land. Der Begriff "Barbaren" für die
ungebildeten Eindringlinge war wieder in Mode. Das ursprünglich
weltabgewandte Wiedergeburtsbedürfnis wich der weltbejahenden
Wiedergeburtsfreude. Die aus einem alten Kulturerbe hervorgehende
Renaissance trug in Italien deutlich aristokratische Züge. Der Adel ließ
bauen, malen, holte Künstler und Wissenschaftler an die fürstlichen
Residenzen.
In Deutschland fehlte der historische,
politische und standesbezogene Hintergrund. Das erwachende
Nationalgefühl wurde bald wieder durch die politischen Ereignisse zurückgedrängt.
Der Humanismus blieb auf die gelehrten Kreise beschränkt. Die Literatur
des 16. Jhs. teilte sich auf in spätmittelalterlich-volkstümliche,
humanistisch-gelehrte und kirchenpolitisch-kämpferische Schriften. So
suchen wir die charakteristische Freizügigkeit und Heiterkeit der
italienischen Renaissanceliteratur in Deutschland vergeblich.
Der Vormachtstellung der Kirche
entrissen, verfassten die Gelehrten an den Universitäten überwiegend
in lateinischer Sprache wissenschaftliche Studien, die sich an antiken
Vorgaben orientierten. So brachte 1516 Erasmus von Rotterdam (1469-1536)
das griechische Neue Testament mit einer lateinischen Übersetzung
und Anmerkungen heraus. Paracelsus und Kopernikus veröffentlichten ihre
naturwissenschaftlichen Erkenntnisse.
Der christliche Humanismus Erasmus', der
auf dem Glauben beruhte, dass das Gute im Menschen durch Bildung
gefördert werden könne, fand in Deutschland nicht so viel
Zuspruch wie Luthers Religion des Glaubens und der Offenbarung. Das
Vertrauen in den göttlichen Gnadenakt und den Erlösertod Christi
rechtfertigt den Menschen in seinem Sein und führt trotz Sündenfall zu
Optimismus und Weltbejahung. Luther verwandte in seinen Schriften
Elemente der Umgangssprache, um auch bei den einfacheren Menschen verständlich
zu bleiben.
Das humanistische Drama blieb arm an
Aktionen und Schauspielkunst und stellte dafür das Deklamatorische in
den Vordergrund. Deshalb erfuhren zum ersten Mal auch die Verfasser
dieser Dramen ihre Würdigung durch das Publikum, während der
mittelalterliche Dichter noch völlig hinter dem Stoff zurücktrat.
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DichterInnen
|
Lebensdaten
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Werke
|
Brant,
Sebastian
|
geb. um 1458,
gest.1521
|
Das Narrenschiff
(1484)
|
Fischart,
Johann
|
geb. um 1546,
gest.1590
|
affenteurliche und
ungeheurliche Geschichtsschrift vom Leben, Rhaten und Thaten
der...Herrn Grandgusier, Gargantua und Pantagruel... (1575),
Das glückliche Schiff von Zürich (1576), Legende und
Beschreibung des vierhörnigen Hütleins (1580)
|
Hutten,
Ulrich von
|
geb. 1488, gest.1523
|
Gesprächsbüchlein
(1521)
|
Johannes von Tepl
|
geb. um 1350,
gest. um
1414
|
Der Ackermann aus Böhmen
(kurz nach 1400)
|
Luther,
Martin
|
geb. 1483, gest.1546
|
Luthers Übersetzung
des Neuen Testaments - gedruckt (1522)
|
Müntzer,
Thomas
|
geb. 1489 (?), gest.
1525
|
Die Fürstenpredigt
(1524)
|
Murner,
Thomas
|
geb. um 1475, gest.
1537
|
Von dem großen
lutherischen Narren
(1522)
|
Reuchlin,
Johann
|
geb.1455, gest. 1522
|
Henno
(1497)
|
Sachs,
Hans
|
geb.1494, gest. 1576
|
Dialoge
(1524), Lucretia (1527), Wichtigste dramatische Werke (1540/60),
34 Bände seiner Werke (1567)
|
Wickram,
Jörg
|
geb. Anfang 16. Jh.,
gest. vor 1562
|
Der verlorene Sohn
(1540),
Gabriotto und Reinhart (1551), Der jungen Knaben
Spiegel (1554), Rollwagen-Büchlein (1555)
|
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Ferner sind folgende Werke zu nennen, deren
Verfasser unbekannt geblieben sind: Fortunatus (1509), Thyl
Ulenspiegel (1510/11), Historia von D. Johann Fausten (1587),
Die Schildbürger (1598) (alles Volksbücher), Karsthans (1521)
und Neu-Karsthans (1521) (als Vorläufer der
Bauernkriegsliteratur), Buch der Liebe (1587, eine
Liebesgeschichtensammlung).
Eine
Einteilung in Literaturepochen scheint zuweilen für
einige Werke und Autoren einengend und kann
deshalb nur ungenau erfolgen. Ebenso erheben wir
keinen Anspruch auf Vollständigkeit bezüglich
der genannten DichterInnen, AutorInnen und ihrer
Werke. Unser Anliegen kann nur ein grober Abriss
der in der Literaturwissenschaft üblichen Maßstäbe
sein.
Quelle:
H-A. und E. Frenzel,
Daten deutscher Dichtung, Bd. I und II, Köln 1979
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