Das 9 km vom Vesuv entfernt gelegene Pompeji beherbergte bis zu 15.000 Einwohner. Die Katastrophe Am 24. August des Jahres 79 war schönes Wetter. Der große Geschichtsschreiber Plinius der Jüngere hat in zwei Briefen an Tacitus Augenzeugenberichte der Katastrophe geliefert. Etwa gegen 10.00 Uhr erschütterten Erdstöße die Stadt, Dächer stürzten ein, dann explodierte mit einem erschütternden Knall der Gipfel des Vesuvs und eine riesige schwarze Wolke schoß aus seinem Trichter. Sofort prasselte ein Aschenregen auf die Stadt und Lava ergoß sich talwärts. Während das direkt unter dem Vesuv gelegene Herculaneum sogleich unter einer dichten Schicht von Schlamm, Lava und Wasserfluten begraben wurde, starben in Pompeji die meisten Menschen an den tödlichen Phosphordämpfen. Viele Bewohner hatten sich in ihre Häuser geflüchtet, doch vergebens verbargen sie ihre Gesichter in Mänteln und Kleidern. Wer sich im Freien aufhielt, wurde sogleich von der Menge der umherfliegenden Lavabrocken und Bimssteine erschlagen. Diejenigen, die mit dem Schiff zu fliehen versuchten, wurden von einer Flutwelle wieder an die Küste zurück geworfen. Erst zwei Tage später beruhigte sich der Vesuv wieder und die Sonne kam nach einem weiteren Tag wieder zum Vorschein. Pompeji war völlig zerstört und lag unter einer sechs bis sieben Meter dicken Ascheschicht begraben. Unter den unzähligen Opfern befand sich auch der Naturwissenschaftler Plinius der Ältere, der sich bei Ausbruch des Vesuvs zu Forschungszwecken zu nah an die Stadt Stabiae wagte, wo auch er an den giftigen Phosphordämpfen erstickte. Die schönsten Häuser
und Villen der reichen Pompejaner hatten vor dem Vesuvausbruch
direkt am Meer gelegen. Nach der Katastrophe war Pompeji keine
Hafenstadt mehr, das Meer war um 1,5 km zurückgegangen. Von
den Terrassen der ausgegrabenen Häuser sieht man nur noch in
der Ferne das Wasser.
Ausgrabungen Giuseppe Fiorelli entwickelte bereits im 19. Jh. die Methode, in die Hohlräume der Schuttberge flüssigen Gips zu spritzen und so die Lage und den Ausdruck der Opfer festzuhalten, die während des Ausbruchs den Sekundentod fanden. Nur in Pompeji kann man die Abdrücke ganzer Familien auf diese Weise herstellen und der Nachwelt damit ein bedrückendes Zeugnis liefern, wie schnell das Inferno über die Menschen in der Stadt hereingebrochen sein muß. Aufgrund der Versiegelung mit Lava und Bimsstein ist Pompeji die besterhaltene Stadt der Antike. Die Lava konservierte Gebäude, Plätze, Kunstwerke und Alltagsgegenstände. Auch griechische und etruskische Keramik wurde gefunden – ein Hinweis auf die Anfänge der Stadt im 6. Jahrhundert v. Chr. Die erhaltenen Reste der zahlreichen freigelegten Häuser geben Aufschluß über Wohnverhältnisse, Handel, Gewerbe, Kunst, Privat- und Alltagsleben der Menschen in einer antiken Stadt. Bereits kurz nach dem Vesuvausbruch kamen wahrscheinlich Familienangehörige, aber auch Plünderer in die Stadt und versuchten, wertvolle Gegenstände zu bergen. Die Diebe hatten es hauptsächlich auf Schmuck, Bronze und Silbergeschirr abgesehen. Im 18./19. Jahrhundert - zu Beginn der Entdeckung - erfreuten sich Ruinen und besonders die Antike großer Beliebtheit. Der Empire-Stil wurde erfunden. Das antike Leben war Gegenstand zahlreicher romantischer Darstellungen in Schrift und Bild. Goethe besuchte Pompeji und malte den Vesuv und zahlreiche andere Reisende folgten. Reiseunternehmen und Reiseführer wie der Baedeker nahmen Pompeji in ihr Programm auf. 1834 veröffentlichte der englische Autor Edward Bulwer-Lytton (1803-1873) seinen berühmten Roman "Die letzten Tage von Pompeji". Gleich zu Beginn der Stummfilmzeit wurden mehrere Fassungen dieses Stoffes gedreht; bereits 1900 lief der erste Streifen dieser Gattung in den Kinos. Reiche Leute ließen ihre Häuser in Paris und London im pompejanischen Stil errichten. Man liebte es auch, klischeehafte Darstellungen in der Malerei an die Wände zu hängen. Garibaldi ernannte Alexandre Dumas zum Direktor der Antikensammlung, dieser wurde aber bald durch einen Spezialisten ersetzt. Die Aufgabe der Archäologen ist bis heute äußerst schwierig. Sie müssen nicht nur eine 6-7 m dicke Ascheschicht abtragen, sondern die Ruinen auch vor den Witterungseinflüssen und dem Touristenstrom schützen. Unmittelbar nach den Ausgrabungen waren die Farben auf den Wandgemälden noch in ihrer alten Schönheit erhalten. Die Lava hatte alle Farbpigmente konserviert. Doch schon nach ein paar Jahren war die Pracht verblaßt, weil ungünstige Witterungsverhältnisse die nun unüberdachten Wände stark beschädigten. Ab 1850 begannen Studenten der Kunstakademie Neapel die freigelegten Motive an den Wänden abzumalen. Heute können uns diese Arbeiten darüber Aufschluß geben, wie herrlich und farbenfroh die pompejanischen Fresken einst gewesen sind. Heute ist nur noch ein schwacher Abglanz davon übrig geblieben. Durch die Ausgrabungen wurde Pompeji im Grunde ein zweites Mal zerstört. Ohne Mauern und Decken erneut zu errichten, also Pompeji so wieder aufzubauen wie es in der Antike war, ist ein weiterer Zerfall nicht aufzuhalten. Damit gehen Kulturschätze verloren, die nie wieder zu ersetzen sind. Im 2. Weltkrieg wurde Pompeji bombardiert. Nach einem heftigen Vulkanausbruch des Vesuvs im Jahr 1944 halfen die Amerikaner dann in Friedenszeiten ab 1945 beim Wiederaufbau. Auch Hollywood entdeckte Pompeji als Filmstoff, 1949 entstand nach Bulwer-Lyttons Buch die 12. Filmfassung.
Pompeji heute Ein erneutes Erdbeben 1980 richtete zusätzliche verheerende Schäden an. Schutzdächer stürzten ein und viele der einst zu besichtigenden Häuser wurden baufällig und sind seither für den Publikumsverkehr gesperrt. Auf den Straßen Pompejis fristen viele herrenlose Hunde ihr Dasein. Hinzu kommen pro Jahr über zwei Millionen Besucher und es bleiben - wie bereits erwähnt - noch große Gebiete der Stadt für die Archäologen zu entdecken. Nicht alle Häuser und Viertel sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Viele archäologische Forschungsteams aus aller Welt, vorwiegend aus Italien, von der British School, dem Deutschen Archäologischen Institut in Rom und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erforschen anhand der Funde in jeweils abgesteckten Arealen Kunst und Lebenszusammenhänge der Menschen in den Häusern und deren Veränderungen in der Antike. Alle Artefakte werden gewaschen, gesiebt und zeitlich eingeordnet. Nur 14% der ausgegrabenen Fläche steht den Besuchern heute für eine Besichtigung zur Verfügung. In der Zukunft ist geplant, die Restaurierung voranzutreiben, mehr Häuser für den Publikumsverkehr zu öffnen, um damit zu erreichen, daß sich die Besuchermassen schonender über die Stadt verteilen. Um dieses einmalige Kulturgut zu retten, sind sicherlich auch Änderungen notwendig, die den Tourismus auch einschränken können. Bereits restaurierte Villen sind schon jetzt nur mit Voranmeldung und in kleinen Gruppen zu besichtigen. Um die enormen Kosten für eine neue Konzeption aufbringen zu können, sind Kulturministerium und Parlament auf der Suche nach neuen Marketingstrategien. Vor allem Sponsoren sollen sich finden, die einzelne Ausgrabungs- und Sanierungsprojekte fördern. Desweiteren wird auch die Idee vertreten, die Häuser wieder ganz in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Der Status der Anlage ist teilweise besorgniserregend. Erst seit 1995 hat die italienische Regierung ein Gesetz verabschiedet, dass der Sopraintendenza erlaubt, die Eintrittgelder sowie die geringen staatlichen Subventionen selbst zu verwalten und zielgerecht in die Restaurierung und Erhaltung der Gebäude einzusetzen. Dennoch: Laut einer Meldung in der Süddeutschen Zeitung vom 09.07.2008 hat die italienische Regierung für Pompeji den Notstand ausgerufen und zahlreiche Änderungen versprochen, die dem Erhalt der Ausgrabung dienen sollen. Es bleibt abzuwarten, wann und wie die Konzepte greifen. Insgesamt wurden viele Ausgrabungsfundstücke in das 14 km entfernte Archäologische Museum von Neapel gebracht. In den Nachmittagsstunden kann man dort in Ruhe die Statuen und Kunstgegenstände aus Pompeji betrachten. Diese Statuen und Gegenstände sollen in den Häusern durch Kopien ersetzt werden, um den Besuchern so genau wie möglich ein Bild über die tatsächlichen Lebens- und Wohnumstände der Pompejaner zu vermitteln. Erst 1998 wurde Pompeji, zusammen mit Herculaneum und Torre Annunziata von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.
Das antike Leben in Pompeji vor der Katastrophe Wirtschaft 33 landwirtschaftliche Betriebe waren in Pompeji ansässig und produzierten Olivenöl, Früchte, Gemüse, Getreide und Wein. Die Landbesitzer wurden reich, allein durch den Verkauf von Wein. Die Weinamphoren mit den Namen pompejanischer Besitzer wurden sogar in Gallien entdeckt. Für ein bis vier Asse konnte man sich einen Krug Wein bestellen. Noch heute wird aus den Trauben nahe des Vesuvs der Wein Lacrimae Christi hergestellt. In der Antike betrieben die Einwohner außerdem Viehzucht. 38 Textilmanufakturen sind in Pompeji überliefert. Doch der wichtigste Erwerbszweig war die Herstellung von GARUM, einem Allroundgewürz, das man für alle Speisen verwandte und welches in das gesamte Römische Reich exportiert wurde. Die Pompejaner waren sehr geschäftstüchtig. Auf dem Boden vor einem der Häuser fand man die Inschrift: "Es lebe der Gewinn". Nicht nur Patrizier, die durch Geburt dem höheren Stand angehörten, sondern auch Kaufleute konnten sich in Pompeji reich geschmückte Häuser und Villen leisten. Stofffabrikanten, Parfümhersteller und Goldschmiede hatten ein sehr gutes Einkommen.
Auf den Märkten wurden alle Waren angeboten - vom Bronzegerät bis hin zu Meeresfrüchten. 34 (bisher entdeckt) Bäcker versorgten die Bewohner der Stadt mit achteckigen Broten, die in Holzöfen gebacken wurden. Die Mühlsteine waren aus Lava.
Gebäude und
Infrastruktur Zu den öffentlichen Gebäuden zählte außerdem das rund 5000 Menschen fassende Große Theater, das überdachte Kleine Theater, der Isistempel, der Tempel des Zeus Meilichios sowie das im 1.Jh. v. Chr. erbaute Amphitheater im Südosten der Stadt. Das Theater besaß 35 Sitzstufen und bot 20.000 Zuschauern Platz für Gladiatorenkämpfe. Zu den wichtigsten
Gebäuden zählen ebenso die Stabianer Thermen, die
bedeutendste Badeanlage Pompejis. Es gab getrennte Räumlichkeiten
für Männer und Frauen sowie jeweils ein Becken für warmes (Caldarium)
und kaltes (Frigidarium) Wasser. Die Straßen wurden mit Basaltplatten gepflastert und besaßen Bürgersteige. Bei Regen gelangte man über hochragende Steinblöcke trockenen Fußes auf die andere Straßenseite. Die Abstände waren so bemessen, dass die Wagenräder noch durchfahren konnten. Es herrschte ein reger und schneller Verkehr auf den Straßen. Wagen waren sehr beliebt und jeder, der etwas auf sich hielt, besaß einen. Noch heute kann man sehen, welche tiefen Spuren die Wagenräder hinterlassen haben. Das öffentliche Kanalsystem funktionierte problemlos. Seit 35 v. Chr. wurde Quellwasser über ein 96 km langes Aquädukt über Kanäle zu den zahlreichen mit Mosaiken verzierten Brunnen geleitet sowie zu den Häusern der Reichen. Diese konnten es sich leisten, ihre Küche, private Badeanlagen, Latrinen und Gärten mit fließendem Wasser zu versorgen. Der daraus resultierende hohe Verbrauch der Pompejaner wird pro Kopf und Tag auf 200 bis 400 Liter geschätzt. Aus dem 1.Jh. stammen die am Straßenrand entlang führenden Bleiwasserrohre. Auf ihnen ist teilweise noch der Name des Herstellers zu lesen. Nach dem Erdbeben von 62 waren die Wasserleitungen nur notdürftig geflickt worden. Berühmt war Pompeji auch für seine zahlreichen Bordelle. Viele Römer verbrachten ihre Ferien in dieser Stadt, die stark mit Rom konkurrierte und seinen Gästen gefällige Anreize für den Aufenthalt bot. Einige Führungen für Besucher beginnen am Lupanar (Bordell). Wahrscheinlich waren hauptsächlich Seeleute und ärmere Pompejaner Gäste dieses Hauses. Die Wandmalereien zeigen dazu passend eindeutig erotische Szenen und geben Zeugnis vom sinnenfreudigen Alltagsleben dieser Epoche.
Bildung und
Freizeit Die Pompejaner liebten das Schauspiel, vorwiegend Komödien und die leicht anrüchigen Farcen. Die Schauspieler trugen Masken. Das große Theater bot Sitzplätze für 5000 Gäste. Gleich daneben lag das kleine Odeontheater, in dem hauptsächlich Musik und Dichtkunst vorgetragen wurde. Am meisten verehrte das Publikum die Gladiatoren, obwohl sie Sklaven waren und den Veranstaltungsunternehmern, die auch die Kämpfe ausrichteten, gehörten. Nach mehreren Siegen jedoch wurden sie von ihren Besitzern zum Dank oft freigelassen. Über ihre Siege und ihr Privatleben waren die Pompejaner bestens informiert. Sie waren die Stars der Antike. In den Theatergängen finden wir noch heute die Inschriften der Zuschauer, die über die Gladiatoren Auskunft geben. Das große Amphitheater faßte bis zu 20.000 Besucher. Oft spendierten Politiker auf der Suche nach Wählerstimmen dem Volk einen Gladiatorenkampf - auch gegen Tiere. Einer der Werbesprüche der Zeit lautete : "Das Sonnendach ist aufgespannt". Das besagte, daß man die Arena für einen Kampf herrichtete. Als gesellschaftlicher Höhepunkt galt allerdings die Einladung oder Ausrichtung eines festlichen Gelages bzw. Gastmahles, bei dem der Hausherr seine Schätze, Kunstgegenstände und Dekorationen den Gästen vorführte.
Die Frauen
Die Männer Es war wichtig, seinen Reichtum zu zeigen. So sind wertvolle Gegenstände aus Elfenbein, Glas oder Silber, die sich im Besitz einer Familie befanden auch in gemalter Form auf den Wände des Hauses oder sogar auf den Grabmauern abgebildet worden, so z.B. ein Silbergeschirr auf der Grabmauer eines reichen Kaufmannes.
Architektur Gäste betraten das Haus aber meistens durch eine kleine reich verzierte Vorhalle, das Vestibül, häufig mit Phallusmotiven, Amoretten und anderen Wandmalereien versehen, die die Bewohner schützen sollten. Das berühmteste Beispiel dafür bietet das Haus der Vettier (Casa dei Vettii). Es wurde in den Jahren 1894 und 95 ausgegraben und gehörte zwei reich gewordenen Brüdern aus dem Kaufmannsstand. Eventuell war es auch für den damaligen Geschmack schon etwas zu übertrieben ausgeschmückt gewesen. Im Vestibül befindet sich eine Wandmalerei, die Priapos mit einen Riesenpenis zeigt und die Bewohner gegen Neid und Mißgunst schützen sollte. In dem sogenannten Lararium befand sich eine Art Familienaltar für die Schutzgötter. Das Peristyl, ein von Säulen getragener Innenhof mit Garten vergrößerte das Haus und schuf für die Bewohner eine Naturoase inmitten des Wohngebäudes. Das Peristyl diente außerdem zur Kultivierung von seltenen Pflanzen. Manchmal finden die Archäologen auch Nutzpflanzen in diesen Gärten. Im Haus der Poppeia (Villa Oplontis in Torre Annunziata) fand man im Peristyl sogar veredelte Zitronenbäume. Im Garten selbst zelebrierten die reichen Pompejaner auch ihre Wasserspiele. Das Wasser wurde durch raffinierte Konstruktionen in die Säulen hochgepumpt, von wo aus es sich kunstvoll in Becken und Brunnen ergoß. Die luxuriösen und modernen Häuser sind um das Peristyl herum angeordnet. Von den kreisförmig angeordneten Gängen gingen die Küche und alle anderen Zimmer ab. Julia Felix besaß ein Haus dieser Art mit einem Obstgarten. Nach dem Erdbeben von 62 wurden Teile ihres Hauses zerstört und sie geriet in Geldnot. Ab dieser Zeit vermietete sie Zimmer und stellte Honig her, mit dem der einheimische Wein gesüßt wurde. Vom Säulengang ihres Peristyls gelangt man zum Triclinium, dem sommerlichen Eßzimmer. Im abgelegenen Wirtschaftstrakt befand sich die Latrine. Dort wurden auch die Speisereste entsorgt. Die Räume für die Sklaven lagen meistens im Untergeschoß der Häuser. Ihre Wände und Säulen waren durch schwarze Streifen gekennzeichnet. Gekocht wurde auf der Glut, denn einen Ofen gab es für sie nicht. Viele Häuser hatten zwei Stockwerke. Nach Römischem Recht durfte nur derjenige s ein Haus aufstocken, wenn er zugleich auch das Grundstück besaß. Zu erforschen bleibt, ob das obere Stockwerk vermietet wurde oder dort ärmere Familienmitglieder oder Bedienstete wohnten. Die Nischen zur Straße hin waren oft an Geschäfte vermietet. In der Regel gab es keinen Zugang zu den dahinterliegenden Privathäusern.
Fresken und
Mosaike Die Wände wurden vor dem Bemalen sehr gut vorbereitet und poliert und nach der Fertigstellung der Motive noch einmal perfekt glattgeschliffen. Dadurch erhielten die Fresken ihren Glanz und ihre Farbfestigkeit. Besonders bemerkenswert sind auch die Materialien, die die Künstler für ihre farbigen Hintergründe verwandten:
Zuweilen mischten die Maler auch alle Farbhintergründe und Stile in einem Haus und an einer Wand. Das Haus der Vettier (Casa dei Vettii) und die Villa der Mysterien (Villa dei Misteri) zeigen dafür die besten Beispiele. Wichtiges Stilelement war die Perspektive, die manchmal, wenn auch nicht perfekt geglückt, sich mit der Architektur eines Hauses verband. Reale Architektur und Architekturmalerei gingen ineinander über. Bei der Überfülle an ornamentalen Strukturen wurden häufig in die Mitte einer so bemalten Wand Darstellungen von Personen wie ein Bild im Bild eingefügt. Neben den üblichen Motiven gab es auch religiöse und impressionistische Elemente. Besonders geschätzt bei der Oberschicht war die Font Bleu Malerei. Aber auch weniger begüterte Familien versuchten ihre Eingangshalle mit üppigen Wanddekorationen zu schmücken. Die Mosaikmotive zeigen das Meandermuster, andere geometrische Formen oder - sehr häufig - Tiere. Das berühmteste Mosaik aus dem Haus des Fauns (Casa del Fauno) wurde aus über einer Million kleinster Teile gefertigt und stammt von einem unbekannten Meister. Es stellt die Alexanderschlacht bei Issos im Jahre 333 v. Chr. dar, in der Alexander der Große den persischen König Darius III. besiegte. |
© Turandot-Verlag, Juli 2008