Die Mona Lisa


 Das Gemälde  ·  Das Geheimnis  ·  Der Diebstahl  ·  Quellen
   


Leonardo da Vinci (1452-1519)
Mona Lisa, genannt "La Gioconda" (im Louvre "La Joconde") , 
Datierung ungenau: 1503-1505 (and. Quellen: 1510-1515)
Öl auf Holz, 77 x 53 cm
Louvre, 1. Etage, Raum 6

Die Mona Lisa ist das meistbewunderte, und meistkommentierte Gemälde der Kunstgeschichte. Der Künstlerbiograph Giorgio Vasari (1511-1574) gab ihm den Beinamen "La Gioconda", was "die Heitere" bedeutet. 

Andere Interpretationen gehen davon aus, es handele sich bei der Dargestellten, um die Ehefrau eines Florentiner Patriziers mit Namen Francesco del Giocondo. Leonardo da Vinci malte das Portrait  in den Jahren zwischen 1503 und 1505 oder anderen Quellen zufolge zwischen 1510 und 1515. Wen es darstellt, bleibt bis heute ein Geheimnis. Da sich das Gemälde auch noch 1516 als Leonardo nach Frankreich übersiedelte, in seinem Besitz befand, gilt es heute eher als unwahrscheinlich, dass es sich um eine Auftragsarbeit handelte. Die Dargestellte könnte auch eine Kurtisane oder die heimliche Geliebte Leonardos oder eines anderen Mannes gewesen sein. Da die Leonardo-Forschung heutzutage davon ausgeht, dass der Künstler wahrscheinlich homosexuell war, gab es auch immer wieder Deutungsversuche, die in dem Gemälde ein androgynes Portrait des Malers selbst sahen.  Doch alle Darlegungen sind schließlich nicht mehr als nur Spekulationen. 

Das rätselhafte Lächeln, die Lebendigkeit, die von der dargestellten Person ausgeht, die wunderbare Gesichtsmodellierung und die Farbabstufungen sowie die zarte, unwirkliche Landschaft im Hintergrund üben auf den Betrachter des Bildes einen unvergesslichen Zauber aus. Durch eine feine, kaum erkennbare Unschärfe, das sogenannte "Sfumato" verhindert der Künstler, dass das Portrait steif und unnatürlich wirkt. Im Vergleich zu anderen Portraits der Zeit wird dieser Kunstgriff Leonardos besonders deutlich. Nichts  auf dem Bild wirkt real greifbar.

Neben der Schönheit des Gemäldes und der virtuosen Maltechnik fesselt insbesondere die persönliche Ausstrahlung der Dargestellten. Die Mona Lisa scheint über allem erhaben. Sie ruht in sich gelassen, durch nichts zu erschüttern und schenkt dem Betrachter in distanzierter Höflichkeit durch den Augenkontakt ihre Aufmerksamkeit, aus welchem Winkel man auch immer das Gemälde betrachtet. Im Gegensatz zu anderen Portraits der Zeit stellte Leonardo nicht nur den Kopf und die Schultern dar, sondern den ganzen Oberkörper, so dass auch die Körperhaltung der Frau gezeigt wird. Die Mona Lisa blickt zwar den Betrachter an, dreht aber den Körper zur Seite. Die Haltung ist genau abgestimmt, wirkt lebendig und harmonisch. Die Bildkomposition vermittelt Geschlossenheit und unterstreicht die anmutige gelassene Würde der Dargestellten.

Vor einer menschenleeren, die Romantik vorwegnehmenden Felslandschaft mit ineinanderfließenden  Flüssen und Wegen, sitzt die Mona Lisa auf einem Stuhl, den einen Arm auf die Lehne gestützt, die Hände ineinandergelegt. In der linken Bildhälfte ist noch die Andeutung einer Loggia zu erkennen. Zwei Säulen an den Seiten wurden entfernt als das Bild beschnitten wurde.

Die Landschaft ist unwirklich komponiert, die linke und die rechte Hälfte würden nicht zusammenpassen, wenn man die Mona Lisa herauskopierte.  Diese Wildnis kann als Urlandschaft gedeutet werden. Die Frau davor auch als zärtliches, wissend mütterliches Frauen-Urwesen, welches individuell  und doch madonnengleich idealisiert das Geheimnis des Lebens in sich trägt. 

Die Frau ist mit ihrem Gewand, den Haaren, den Schatten auf der Haut genau farblich mit der Landschaft abgestimmt. Kein Schmuck lenkt vom eigentlichen Thema des Bildes ab.

Bei der detaillierteren Betrachtung wird deutlich, dass nicht einmal das Lächeln eines ist, denn in den Mundwinkeln und den Augenfältchen hat der Maler keine entsprechenden Akzente gesetzt. Allein durch die Schatten entsteht der Eindruck als würde uns die Person freundlich, wenigstens minimal lächelnd ansehen. Dies führt auch dazu, dass die Gestalt nicht wirklich zu fassen ist. Welche Gemütsbewegung wäre am passendsten? Je nachdem in welcher Entfernung wir das Gemälde betrachten, erscheint es uns geheimnisvoller, distanzierter. Die Mona Lisa strahlt Hoheit und Allwissenheit um die Geheimnisse der Welt aus, die den Tausenden von Besuchern und Besucherinnen des Louvre noch immer verschlossen bleiben.

Leonardo arbeitete über Jahre an diesem Werk. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich über die Zeit stark veränderte und immer mehr idealistischere Züge gegenüber dem Ausgangsentwurf annahm. Leonardo trennte sich zu Lebzeiten nie von seinem Gemälde. Bereits Raffael muss es unvollendet in Leonardos Werkstatt gesehen haben. Ein direkter Vergleich mit seinem Portrait der Maddalena Doni (Florenz, Palazzo Pitti), welches sehr klar ausgeführt wurde und der Mona Lisa verdeutlicht, dass Welten zwischen dem rätselhaften Zauber der Mona Lisa und dem Werk Raffaels liegen. 

zurück zur Startseite






© Musée du Louvre