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Mailand nur für zwei Tage

Wer in Oberitalien seinen Urlaub verbringt, kommt leicht auf die Idee, einen Abstecher zu Italiens zweitgrößter Metropole Mailand zu unternehmen. Um mit dem Auto anzureisen, ist ein guter Stadtplan unerlässlich. Als Verkehrsknotenpunkt liegt Mailand umringt von einem fast undurchdringlichen Straßennetz, welches dem Autofahrer große Konzentration abverlangt. Von welcher Seite aus man auch immer in Mailand einfährt, die Vorstädte wirken grau, smogverpestet, laut und abweisend. Hat man endlich die Innenstadt erreicht, wo viele Straßen als Sackgassen oder Einbahnstraßen die Weiterfahrt verhindern, sind Parkplätze leider Mangelware. Die einzige Rettung: Die Tiefgaragen der Hotels. Wir empfehlen ein Hotel in der Nähe des Zentralbahnhofs im Nordosten des Zentrums, wie z.B. das Hotel "New York". Die Preise liegen im bezahlbaren Bereich, das Personal ist höflich, professionell und hilfsbereit. Vom Bahnhof liegt es nur fünf Minuten zu Fuß entfernt. Die Zimmer sind sauber mit Bad, Telefon, TV und Minibar ausgestattet. Das Frühstücksbuffet besteht aus Orangensaft u.a. Säften, Rührei, Schinken, Marmelade, Butter, Käse und kleinen Brötchen. Zum bereitgestellten Tee und Kaffee können Sie extra Cappuccino oder Espresso bestellen, der Ihnen vom Ober auf Anfrage an den Tisch gebracht wird.

In der Nähe des Hotels gibt es eine Auswahl an chinesischen und italienischen Restaurants, ebenfalls mit gutem Service, wunderbaren Köstlichkeiten (wir empfehlen "Fiori" mit Mozzarella, das sind überbackene Zucchiniblätter mit frittierten Mozzarellaröllchen) und zu den landesüblichen Preisen.

Wer mit dem Auto oder dem Zug angereist ist, beginnt die Erkundung der Stadt am besten vom Bahnhof aus mit der Metro. In der Bahnhofshalle können Touristen sogenannte 24-Stunden Karten erwerben, mit denen sie alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen dürfen. Bis zum Dom - der Hauptattraktion sind es nur ein paar Stationen.

Auf dem Domplatz kann man die imposante Architektur des zweitgrößten Kirchenbaus Italiens erst einmal auf sich wirken lassen. Über 3000 Statuen schmücken das Bauwerk, dessen heller Marmor zu Heinrich Heines Zeiten sogar schon von den Alpen aus sichtbar gewesen sein soll. Heute behindern Smog und höhere Gebäude in der Umgebung die Sicht.  Ende des 14. Jahrhunderts wurde mit dem Bau begonnen, doch erst 1572 wurde der Dom (S. Maria Nascente) geweiht, der im Westteil noch mit einer einfachen Backsteinmauer abschloss. An den ausgefeilten Verzierungen am Dom arbeitete man auch in den späteren Jahrhunderten immer weiter. Noch bis 1935 wurden  Details angefertigt und die ersten Elemente bereits restauriert. Die fünfteilige Fassade ist somit eine Mischung aus barocken und neugotischen Stilelementen.


Dom, Fassade

Der immense Innenraum, der 40 000 Menschen Platz bietet, ist fünfschiffig angelegt. Für das dunkle Licht sorgen die größtenteils aus dem 19. Jh. stammenden bunten Kirchenfenster.


Dom, Innenraum

Auf keinen Fall auslassen, sollte man den Aufstieg zu den Terrazzi, die über eine Treppe oder den Fahrstuhl zu erreichen sind. Auf dem Dach des Domes, vorbei an den vielen Türmchen und Figuren hat man zudem einen Ausblick auf die Stadt. Leider auch auf viele Bausünden wie z.B. den 106 Meter hohen und nach oben hin breiter werdenden "Torre Velasca" - einem Büro- und Appartementhochhaus aus grauem Beton, welches 1957-60 entstand. Die Terrazzi sind eine Welt für sich und obgleich wir nicht in Paris sind und Notre Dame besichtigen, erinnert diese Welt an das Reich Quasimodos.


Dom, Terrazzi

Mailand bietet keinen geschlossenen Altstadtkern. Immer wieder unterbrechen moderne und wenig ideenreiche Bauwerke das als "typisch italienisch" empfundene Straßenbild. Die Stadt ist lärmend und bietet nur an wenigen Stellen so etwas wie Flair. Wer schon einmal in Rom war, dem wird Mailand um vieles hektischer und schmutziger vorkommen. Zwischen den Besichtigungshöhepunkten sind lange Durststrecken zu ertragen. Nur in wenigen zunächst einladend erscheinenden Cafés und Restaurants gibt es Bedienung - zumeist muss man sich das Essen selbst holen.

In unmittelbarer Nähe zum Dom befindet sich die weltberühmte und  glasüberdachte Galleria Emanuele II. Wer mag, kann in einem Café verweilen, ansonsten gibt es dort unerwarteterweise nicht nur renommierte Läden, sondern auch ganz und gar Gewöhnliches. In erster Linie ist also die Galleria als Bauwerk interessant. Zum Einkaufen eignen sich eher die kleinen Boutiquen und Geschäfte in den Seitenstraßen der Innenstadt mit ihren Seidenkreationen und strengen Schnitten sowie das Kaufhaus "La Rinascente", auch seitlich vom Dom gelegen.  Am Ende der Galleria gelangt man zur berühmten Mailänder Scala.

Auch wer als Fußgänger in Mailand unterwegs ist, sollte auf einen guten Stadtplan nicht verzichten. Die Straßen sind gekrümmt und verschachtelt, so dass man schnell die Orientierung verliert. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen alle in einem Radius von drei Kilometern verteilt. Es macht Spaß, sich selbst eine Route zu überlegen. Wer gut zu Fuß ist und Ausdauer hat "schafft" die architektonischen Höhepunkte an einem Tag. Wer sich mehr Zeit lassen will und auch die Museen und Paläste besuchen möchte, benötigt mindestens 2-3 Tage. Doch fleißige Italientouristen, die bereits Rom, Florenz und Venedig kennen gelernt haben, empfinden Mailand wahrscheinlich nicht als besonderes Highlight, deshalb empfehlen wir nur einen Kurzaufenthalt.

Neben dem Dom ist unbestritten der zweite Höhepunkt bei den Besichtigungen die Kirche Santa Maria della Grazie - gelegen in der westlichen Innenstadt Mailands. Die Dominikaner-Klosterkirche wurde zwischen 1463-1469 erbaut. Uns hat diese Kirche am besten gefallen - von außen, mit ihrem Kreuzgang und in großem Maße der sehr ästhetisch anmutende Innenraum! Und das Refektorium bietet einen weiteren Schatz des Weltkulturerbes - Das letzte Abendmahl - von Leonardo da Vinci. Durch einen gesonderten Eingang gelangt man durch mehrere Sicherheitsschleusen zum "Cenacolo Vinciano" (Abendmahl Vincis). 

Wir waren zunächst überrascht als uns ein freundlicher Herr vor dem Eingang nach unseren Anmeldungen fragte. Dennoch konnten wir dann doch zu zweit noch hinter einer Reisegruppe die Schleusen passieren. Im Refektoriumsraum selbst dürfen wegen der Luftfeuchtigkeit nicht mehr als 30-50 Personen zur gleichen Zeit anwesend sein. Nach ca. 10 Minuten wird man zum Ausgang gebeten und die nächste Gruppe eingelassen. Dieser sehr geregelte Ablauf und die Kürze der gewährten Anschauungszeit mag dem wirklich Kunstinteressierten etwas von der Freude und der Romantik rauben, die zur Besichtigung eines solch bedeutenden Werkes gehört. Dennoch bleibt die Schönheit des Gemäldes unbestritten - auch wenn die Meinungen hinsichtlich des Gelingens der Restaurierung weit auseinander gehen.

Eine der interessantesten Kirchenbauten ist San Lorenzo Maggiore, auf der Rückseite angrenzend an eine kleine Grünfläche, die Vorderfront abgeschirmt von einer römischen Säulenreihe. Das Innere ist eher schlicht und dunkel gestaltet. Es gibt einige kleine Fresken in den Nebenkapellen, die gegen Gebühr zu besichtigen sind. Zu den wichtigsten mittelalterlichen Kulturdenkmälern der Stadt gehört die Kirche S. Ambrogio, eines der bedeutendsten romanischen Sakralbauten der Lombardei.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind: Das Castello Sforzesco, eine grandiose Festungsanlage, die ihren Ursprung im 14. Jh. hat und immer wieder zerstört und aufgebaut wurde. Der angrenzende kleine Park dient ein wenig zur Erholung für die Mailänder und die Touristen. Grünflächen sind leider Mangelware in dieser Stadt. Der Komplex selbst wird z. T. als Museum genutzt (Gemäldesammlung, Ägyptische Sammlung, Musikinstrumente, Kunsthandwerk, Mobiliar, Bibliothek). Ebenso zu besichtigen sind die von bedeutenden Künstlern ausgemalten Räume wie z.B. der Sala delle Asse (Saal 8), der von Leonardo da Vinci gestaltet wurde.


Castello Sforzesco

Die Pinacoteca di Brera beherbergt neben den Uffizien in Florenz Italiens wichtigste Gemäldesammlung.

Wer trotz allen Einschränkungen einen Ausflug nach Mailand nicht scheut, sollte am besten im Frühling oder Herbst anreisen. Im Sommer erstickt die Stadt unter Hitze und Smog. Wer seinen Aufenthalt gut plant und nicht zu viel ars vivendi erwartet, kann in überschaubarer Zeit, die wichtigsten Kunstschätze der Stadt genießen.

      
Ein Reisebericht von
Sonia Senthaler

Steckbrief Mailand

Hauptstadt der Lombardei
1,3 Mio Einwohner
Verkehrsknotenpunkt
2 Flughäfen
Größtes Industrie-, Messe- 
und Handelszentrum Italiens
Medienstadt
Verlagsstadt

Die wichtigsten
Sehenswürdigkeiten:

Santa Maria delle Grazie
Teatro alla Scala,
Pinacoteca di Brera,
S. Ambrogio,
Dom



Dom, Fenster


Stadtgeschichte:

im Altertum gegründet als Hauptstadt der kelt. Isubrer
222 v. Chr. von den Römern erobert
374(?)-397 Ambrosius ist Bischof von Mailand
11. Jh. die Stadt erlangt Selbständigkeit, als Haupt der lombard. Städtebünde Feind der Staufferkaiser
1162 Zerstörung durch Friedrich Barbarossa
1167 Wiederaufbau
1277 Stadtherrschaft der Visconti
1395 die zu Herzögen aufgestiegenen Visconti unterwerfen die Lombardei
1450 Beginn der Herrschaft der Sforza
1499-1512/ 1515-21 und 1524/25 Das Herzogtum Mailand steht unter französischer Herrschaft
1535 Durch Kaiser Karl V. fällt das Hzgt. Mailand an Spanien
1714 Mailand gehört zu Österreich
1797-1814 Mailand geht wieder in den französischen Machtbereich über
1859 Österreich verliert Mailand an Italien


Dom, Terrazzi


Galleria Emanuele II


S. Maria delle Grazie


S. Maria delle Grazie


S. Lorenzo Maggiore 
(Rückansicht)
   

S. Lorenzo Maggiore 
(Vorderansicht)


S. Lorenzo Maggiore 
(Innenansicht)


Reiseführer und Bücher:

Baedeker, 
Lombardei Mailand Oberitalienische Seen
Lydia L. Dewiel,
Lombardei und Oberitalienische Seen. Kunst und Landschaft zwischen Adda und Po.
DuMont Kunstreiseführer
Oberitalien. Piemont Lombardei Venetien Friaul Emilia-Romagna. Photographie: Gerhard P. Müller, Martin Thomas. Text: Thorsten Droste, Michael Neumann-Adrian.
Cormoran Verlag, München
Gerda Rob. Eine romantische Reise durch Italien.
MIRA Verlag, Künzelsau

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