Die gotische
Sprache ist als älteste überlieferte germanische
Schriftsprache für die Sprachwissenschaft von großer
Bedeutung. Die gotische Sprache gehört zum
ostgermanischen Zweig der germanischen Sprachen und wurde
von den Goten eingeführt.
Die Goten
wurden seit Christi Geburt in den Quellen erwähnt. 200
Jahre später gründete dieser Stamm nacheinander Reiche
auf dem Balkan in Italien und Spanien.
Die
sprachlichen Zeugnisse, die erhalten geblieben sind,
stammen fast alle aus Italien, wo die Ostgoten unter
Theoderich (gest. 526) um und nach 500 ein großes Reich
errichteten. Die wichtigste Quelle ist ist die von Bischof
Wulfila (um 311 bis 383) übersetzte gotische Bibel "Codex
Argenteus". Die Handschrift ist prachtvoll
gestaltet: purpurfarbenes Pergament mit silbernen und
goldenen Buchstaben.
Die übrigen
Sprachdenkmäler sind Personennamen, einige
Runen-Inschriften in Osteuropa, das Bruchstück eines
Festkalenders, zwei lateinische Verkaufsurkunden aus
Ravenna, die "Skeireins" (Erläuterungen) - eine
Erklärung des Johannisevangeliums sowie Randbemerkungen
zu einem lateinischen Text in Verona.
Die gotische
Sprache ist im 6. Jahrhundert mit den Goten
untergegangen. Nur bei den sogenannten
"Krimgoten" hat sie sich bis in das 18.
Jahrhundert erhalten. Schon im Jahr 258 waren die ersten
gotischen Siedler auf die Halbinsel Krim im Schwarzen Meer
gekommen. Überlieferte Zeugnisse bestätigen, daß dort
auch noch in späteren Jahrhunderten "deutsch",
bzw. "gotisch" gesprochen wurde. Allmählich
verdrängten jedoch bis zum 18. Jh. die tatarischen
Sprachen der Umgebung das Krimgotische vollständig. Außer
ein paar Flurnamen sind keine Zeugnisse mehr darüber
erhalten, daß auf der Krim einst Menschen lebten, die zur
germanischen Sprachgruppe zählten.
Bei der
gotischen Sprache besitzt das Nomen fünf Kasus:
Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ und Vokativ, das Verb
zwei Tempora: Vergangenheit und Nicht-Vergangenheit und
drei Numeri: Singular, Plural und Dual (als Ausdruck der
Paarigkeit des Subjektes). |